Über den Dächern von Jerusalem
Anja Reumschüssel
Jugendbuch 14+
In „Über den Dächern von Jerusalem“ erzählt sie Autorin nicht nur einfühlsam die Geschichte zweier Familien – einer jüdischen und einer palästinensischen, sie erklärt dabei auch den komplexen Nahostkonflikt von seinen Anfängen bis zum heutigen Tag auf verständliche Weise. Mit der jungen Tessa erlebt man, wie alternativlos eine Staatsgründung für die jüdische Diaspora nach dem blanken Entsetzen des Holocausts war. Durch die Augen des gleichaltrigen Mos wird nachvollziehbar, was die Bevormundung der britischen Besatzung und die Ausrufung des israelischen Staates für die arabische Bevölkerung bedeutete. Die zunehmende Entfremdung, die Überhöhung und Entmenschlichung zwischen den Völkern, die weltpolitischen Ränkespiele, die Machtdemonstrationen und das gegenseitige Hochschaukeln in blanken Hass: All das wirkt so absurd und doch so erschreckend logisch, liest man Anja Reumschüssels Roman. Tessa und Mo freunden sich trotz dieser Widrigkeiten an, verlieren sich aber aus den Augen. Ihre Enkel Anat und Karim begegnen sich wieder. Sie sind sie, wie ihre Großeltern zuvor, mit Einfühlungsvermögen und einem offenen Herzen gesegnet. Sie begegnen sich schließlich als Menschen, nicht als Feinde. Wie schwierig es ist, Verständnis zu haben, Einsicht zu zeigen, Fragen zu stellen, Gerechtigkeit zu suchen und vergeben zu können, das wird an dieser Freundschaft sichtbar.
Wir haben tiefes Mitgefühl mit allen betroffenen Menschen aus der Region und ihren Familien und Freunden rund um die Welt. Wir hoffen, dass dieser Krieg schnell ein Ende findet. "Über den Dächern von Jerusalem" ist ein Buch das Hoffnung macht, weil es zeigt, welche große Last von einem genommen wird, wenn man Versöhnung und Verständigung findet. Diese Hoffnung mag gerade naiv erscheinen, doch sie ist deswegen noch lange nicht falsch.
Eine Empfehlung von Zucker & Zitrone, der wir uns vollumfänglich anschließen möchten.