Wie wollen wir uns erinnern und welche Farbe hat die Erinnerung?

Barbara Yelins dokumentarische Graphic Novel erzählt von den Erinnerungen der Jüdin Emmie Arbel, die als vierjähriges Mädchen mit ihrer Familie im KZ Ravensbrück und Bergen Belsen interniert war. Die Bilder ihrer Erinnerungen sind das Ergebnis von über 200 Gesprächen und Begegnungen der beiden Frauen. Emmie Arbels bewegende Lebensgeschichte wird besonders durch die melancholischen in Aquarelltechnik gezeichneten Bilder Yelins spürbar.

Diese Technik scheint wie gemacht für dieses Werk, da sie zu den flüchtigen und fragmentarischen Erinnerungen Abels passen. Allmählich aus dem Schwarz heraus, spontan und nicht chronologisch tauchen diese auf. Einige sind nur als Gefühl beim Anblick eines Fotos oder als Geruch an einem Ort greifbar. Bei ihrer steten Anstrengung, die Erinnerungen aus dem Schweigen zu holen, werden die Folgen der Schoah auf ihr Leben, ihre Familie und jeden einzelnen Tag spürbar. Yellin zeigt erneut eindrucksvoll, welches Potenzial das Comic für die Geschichtsaufarbeitung hat. Sie sagt: „ Das Zeichnen ist für mich ein Werkzeug zum Denken, aber auch zum Fühlen, also wirklich zum „Sich- Reinweben“.

Ich fühlte mich sehr reingewebt, oft unbehaglich, traurig, wütend, spürte Emmies Einsamkeit, aber auch  hren Mut, ihre Willensstärke, den Humor und ihre Aufrichtigkeit. 
Kerstin Hanne


Barbara Yelin
Reprodukt 2023