In sieben Bildtafeln springen wir von 1910 bis heute. Auf den immens detailreichen Seiten blickt man links in ein Wohnhaus hinein, rechts auf ein reges Straßenleben.
Der Ausschnitt bleibt immer genau gleich - fast alles andere verändert sich. Bäume und Kinder wachsen, Straßenschilder werden ausgetauscht, der Krieg verwüstet ganze Häuser, die Tapeten wechseln.

Es ist ein Buch über den Wandel der Zeit und man braucht selbst sehr viel Zeit und für manche Dinge fast detektivische Fähigkeiten, um wirklich alles zu entdecken, was Gerda Raidt in ihren Bildern erzählt. Der Sessel, der eben noch in der guten Stube stand? Findet sich im nächsten Jahrzehnt auf dem Dachboden.

Das es nicht nur um Moden, Stilkunde und äußerlichen Wandel geht, zeigen klug gewählte Szenen. Eine wohl situierte Familie hinterlässt der Krieg arm und trauernd. Anfangs stehen nur Frauen am Herd, auf dem letzten Bild übernehmen auch Männder die Hausarbeiten.

Noch viel tiefer kann man in den sieben folgenden Themenseiten in die Geschichte eintauchen, anschaulich erzählt Christa Holtei über Emanzipation und technischen Fortschritt über den Wandel in Erziehung, Hygiene, oder Kommunikation.
Ein Schatz für alle, die sich für Geschichte interessieren.
Anna Morlinghaus, Krumulus

Durch den Wimmelbuchcharakter schon ab 5 Jahren und mindestens für die ganze Grundschulzeit interessant.

Beltz & Gelberg, 2019