Dear Santa
Charlotte Inden
Kinderbuch 7+
Man sieht es dem Cover nicht unbedingt an, was für eine aufmüpfige Geschichte sich dahinter verbirgt. Aber man merkt es schnell und dann kann man nur noch schlecht aufhören zu lesen, bzw vorzulesen, denn genau das sollte man mit dem Buch tun. "Man?" würde jetzt Lucies Mutter fragen. Ja, ok: Ich. Aber Ihr vielleicht auch.
So fängt es an:
"Sehr geehrter Mr. Santa,
ich weiß, wo Sie wohnen.
Charlie, das ist mein Bruder, hat gesagt, damit soll ich nicht anfangen. Weil das nach einer Drohung klingt. Und Sie sich dann bedroht fühlen könnten. Fühlen Sie sich bedroht? Gut."
Was folgt, ist ein wilder Briefroman voller Witz und Traurigkeit und Liebe. Die 10jährige Lucie ist mit ihrer Familie erst kürzlich (wieder einmal) umgezogen. Sie schreibt dem Nachbarn, in der starrhalsigen Überzeugung, dass er der Weihnachtsmann sein müsse. (Der weiße Bart? Check. Das weiße Haar? Check. Und riesig bist Du.) Der Nachbar antwortet nur kurz angebunden und will partout nicht Santa sein. Aber Lucie lässt sich nicht beirren. Sie braucht dringend Hilfe.
Im Gegensatz zu Lucie sieht man als Leser*in ziemlich schnell ein, dass es a) keinen Weihnachtsmann im Nachbarhaus gibt und b) ziemlich sicher nicht der weißhaarige Mann zurück schreibt, sondern der bei ihm wohnende Junge. Ein bisschen wie in den "Ella" Büchern von Timo Parvela versteht man als Leser*in mehr von den Ereignissen, als deren Erzählerin. Genau aus dieser Diskrepanz entsteht eine ganz eigene Komik und Spannung. Die vielen Wendungen und Verstrickungen kann man hingegen nicht gleich hervorsehen. Wie sollen sich all die immer deutlicher werdenden Probleme in Lucies Familie, in der Schule und in dem auch nicht ganz so fröhlichem Nachbarhaus lösen? Lucie würde jetzt sagen: Wünschen hilft. Ganz bestimmt.
Mit Illustrationen von Henrike Wilson
Hanser Verlag 2022
Zum Vorlesen ab 7 Jahren, zum Selberlesen ab 9 Jahren